Kennst du das?

“Er will sich mit mir treffen… EIGENTLICH will ich das gar nicht.”

“Er kommt immer dann bei uns vorbei, wenn´s ihm grad reinpasst – spontan und unangemeldet…  EIGENTLICH stresst mich das voll.”

“Er will mir und den Kindern seinen neuen Partner vorstellen… EIGENTLICH hab ich da null Bock drauf.”

“Er erzählt mir alles mögliche von sich und seinem neuen Leben… EIGENTLICH will ich das gar nicht wissen.”

“Er meint, wenn er bei uns ist, die Kinder auf Vordermann bringen zu müssen… EIGENTLICH ist das total kontraproduktiv und wenig hilfreich.” Kennst du? Dacht ich mir.

Eigentlich! 

Was für ein Wort! Ich hab´s gegoogelt. Und merkwürdigerweise hab ich alle möglichen Bedeutungen und Verwendungsfälle gefunden nur nichts darüber, was für mich am offensichtlichsten ist. EIGENtlich. Wenn ich all die …

  • das kann ich so nicht sagen
  • das kann ich doch nicht bringen
  • das kann ich doch nicht ablehnen
  • das wird mich schon nicht umbringen
  • das wird schon okay so sein

…wegschaufle, dann stoße ich auf Grund. Dann komme ich an das ran, was es im GRUNDE wirklich ist. Wie es EIGENtlich für mich ist. Das, was mein EIGEN  ist und mir EIGEN ist: Bei mir selbst. EIGENTLICH!

Du willst wissen, was du willst? Du willst wissen, was für dich richtig ist? Du willst einfach mehr Klarheit bzgl. deiner Haltung und ein souveräneres Auftreten? Ersetze EIGENTLICH durch “im Grunde”  oder durch “in Wahrheit” und dein Verstand wird checken, was dein Gefühl schon längst weiß. Probier´s aus!

Das ist dir zu wortklauberisch und du hättest es lieber etwas konkreter? Bitte schön, gern geschehen! Dann lies einfach weiter und…

Versuch´s mal mit folgender Gleichung!

 ICH BIN MIR NICHT SICHER = NEIN!  Und zwar immer. Jedenfalls erst mal. Denn anstatt ” einerseits und andererseits” in Dauerschleife abzuspulen, gehst du damit der Sache auf den Grund und kommst ziemlich flott zum Eigentlichen. ☺︎ Lass uns nochmal die Äußerungen von weiter oben anschauen:

  • Du bist dir nicht sicher, ob du dich mit ihm treffen sollst? NEIN. Willst du nicht. Tust du nicht.
  • Du bist dir nicht sicher, ob du sein unangemeldetes Erscheinen bei dir und deinen Kindern akzeptieren sollst? NEIN. Willst du  nicht. Tust du nicht.
  • Du bist dir nicht sicher, ob du mit seinem Partner bekannt werden willst? NEIN. Willst du nicht. Tust du nicht.
  • Du bist dir nicht sicher, ob du es zulassen sollst, dass er dir seine Umgangsweise mit den Kindern (in deinem Zuhause!) aufs Aug drückt? NEIN. Willst du nicht. Tust du nicht.

 

Bumm! 

Krass, oder? Und jetzt hör ich grad deutlich deinen Widerspruchsgeist aufstöhnen. Tut er aber vermutlich nur, weil er weiter oben eine Kleinigkeit überlesen hat: “Die Gleichung gilt. Immer. JEDENFALLS ERST MAL!” Was damit gemeint ist, werd ich dir jetzt exemplarisch an dem Treffen mit dem Noch-Mann /Ex-Mann zeigen.

Wenn ICH BIN MIR NICHT SICHER = NEIN gilt, dann können zwei Dinge passieren. Entweder es passt so, fühlt sich genau richtig an und du spürst Erleichterung. Das Hin und Her in deinem Kopf findet damit ein Ende und du kannst dein nun freigewordenes Hirnschmalz für das Kreieren einer wohlformulierten Absage verwenden. (Dafür hab ich weiter unten noch ein bisschen Inspiration für dich.)

Oder: Du spürst – und das garantiert sofort – dass die Gleichung in diesem Fall überhaupt nicht passt. Weil du nämlich doch ein JA hast. Vielleicht weil du neugierig bist, was er dir zu sagen hat, vielleicht weil du denkst, es könnte dich deinem Ziel, zumindest als Eltern gut miteinander zu funktionieren, näher bringen, vielleicht… was auch immer. Oder es ist ein JA, aber… Und das ABER steht für eine Voraussetzung, wie z.B. aber nur, wenn euer Gespräch auf neutralem Boden stattfinden soll oder aber nur, wenn es lediglich eine Stunde dauert etc.

Ich bin mir nicht sicher = erst mal NEIN! 

Das bringt also nicht nur Klarheit für dich, sondern vor allem auch deine Entscheidungsfreude in Schwung. Und was fast noch wichtiger ist, es lässt dich auch ganz deutlich spüren, ob du zu dir stehst oder ob du dich zu Gunsten deines Gegenübers selbst verlässt. Darüber ließe sich noch einiges mehr schreiben. Ich weiß allerdings nicht, ob ich das soll. Also NEIN. Tu ich nicht. Jedenfalls nicht jetzt. ☺︎

Was ich aber jetzt schon tue: Hier kommt die versprochene Inspiration bzgl. “freundlicher Absage”. Vorwegschicken möchte ich, dass ich die mit Sternchen* versehenen Sätze von Karin Kuschik geliehen habe, ebenso die Gleichung, die im Original einfach ICH WEISS NICHT = NEIN heißt.

Karin Kuschik stellt in ihrem Buch  50 Sätze, die das Leben leichter machen – Ein Kompass für mehr innere Souveränität und in ihrem Kartenset mit dem gleichen Titel eine Fülle von Anregungen zu Verfügung, die uns die Alltagskommunikation nicht nur erleichtern, sondern uns helfen, auch tatsächlich – freundlich UND bestimmt – zu uns zu stehen. Oder wie sie selbst sagt:

*SOUVERÄNITÄT entsteht, wenn wir KLAR IN DER SACHE sind und ENTSPANNT IM TON.*

Und hier nun also die freundliche Absage:

*IM MOMENT TREFFE ICH MICH TATSÄCHLICH AM LIEBSTEN MIT MIR SELBST!*

Besser geht´s nicht, oder?  Ehrlich, freundlich, klar. Und wenn dir das immer noch etwas zu krass erscheint, füge einfach ein  “Ich melde mich gerne später mal bei dir, wenn ein Treffen für mich passt.” an. Vorausgesetzt du hast es auch tatsächlich vor.

Und wenn du doch in die Lage kommst, gegen dein Gefühl erst mal zugesagt zu haben: Ein einfaches *DA WAR ICH WOHL ETWAS VOREILIG. ICH HAB MICH UMENTSCHIEDEN.* ist auch noch eine ganz passable Exit-Strategie, finde ich.

EIGENtlich! 

Das alles Entscheidende wird aber sein, ob du dir dein EIGENTLICH tatsächlich zu EIGEN machst und zu dir und deinen Gefühlen und Bedürfnissen stehst, anstatt sie dir klein zu reden und auszureden und dich damit für dein Gegenüber passend und pflegeleicht zu machen. Denn nur dann wirst du das Standing haben, diese Sätze auch zu nutzen, gell?

 Ja, aber genau das ist ja das Problem? Damit bist du nicht alleine. Für viele von uns hat dieses Verhalten – wie manches andere auch – seinen Ursprung in unserer frühen Kindheit. Damals war es ein notwendiger Anker, eine Überlebensstrategie, die wir so tief verinnerlicht haben, dass wir uns auch heute noch die rettende Sicherheit davon versprechen.

 Immer dann, wenn es darum geht, für uns einzustehen, uns für unsere Bedürfnisse Raum zu nehmen und unsere Bedürfnisse und damit uns selbst, klar und eindeutig gegenüber anderen zu vertreten, immer wenn´s gefühlt eng für uns wird, greifen wir auf diesen Rettungsanker von einst zurück. Oft ohne, dass wir uns dessen überhaupt bewusst sind.

Nur, was damals lebensrettend war, schränkt uns heute in unserer inneren und damit auch äußeren Freiheit ein, gräbt uns einen Teil unserer sprudelnden Lebensfreude ab und hindert uns, unser ganzes Potenzial zu entfalten – sprich ganz (wir selbst) zu sein.

Wenn wir diesen Zusammenhang nicht nur rein mental verstehen, sondern ihm  mit liebevoll wohlwollendem Forschergeist und wachem Bewusstsein begegnen, kommen wir Schritt für Schritt uns selbst auf die Spur und Veränderung wird möglich. 

Kein einfacher Weg? Aber ein guter und gangbarer Weg. Wenn du dafür einfühlsame und kompetente Begleitung möchtest, buche dir gerne dein unverbindliches Orientierungsgespräch und klicke hier: